Eltern sein – eine Abweichung von der schönen Vorstellung

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Die neue Routine ist noch keine. Immer wieder habe ich neue Ideen, verwerfe welche von gestern und beginne von vorn. Einen roten Faden gibt es dennoch. Mein Herz schlägt dafür anderen Eltern zu helfen. Mit allem was ich kann. Und das ist mitllerweile so viel geworden. Alleine heute habe ich bereits zwei Stunden mit neuem theoretischem Wissen zu Bindungsforschung und den Auswirkungen auf unsere Resilienz gefüllt, die nun in meinem Kopf Kreise ziehen. Denn seit dem 01.04.2023 ist es offiziell: ich befinde mich in unbezahlter Elternzeit und arbeite nun als selbstständiger Emotionscoach für Eltern und Paare.

Warum tue ich das?

 

Vor einiger Zeit schrieb mich eine Followerin an. „Wie hast du das gemacht? Ich habe bei dir damals auch oft Überforderung rausgelesen. Wie hast du es geschafft da raus zu kommen?“ Nicht über Nacht. Und auch ohne Zauberei.

Es war die klare Entscheidung nicht mehr länger Gefangene meiner unangenehmen Emotionen zu sein. Ich wollte weg vom Verstehen, hin dazu, mich wieder wohl zu fühlen. Mich überhaupt wieder zu fühlen.

In meiner romantischen Vorstellung von Elternschaft, dachte ich mich als Mutter gut zu kennen. Voller Liebe, engelsgleicher Gelassenheit und ständiger Freude und Dankbarkeit. Dabei kannte ich nichts! Ich hatte einfach keine realistische Vorstellung. Weder von Elternschaft generell noch auch nur annähernd davon, wie es sei ein Kind mit Behinderung zu bekommen. Doch genau dieser Realität konnte ich mich nicht entziehen. Der Realität, die aus einer schier unendlichen Verantwortung, körperlicher und mentaler Belastung und so vielen überbordenden Emotionen bestand. Sie war da. Jeden Tag. 24/7.

Und auch wenn meine Liebe zu den Kindern endlos ist, ergab das keine Balance. ICH kam nicht in die Balance und fiel mehr und mehr aus der Rolle, die in meiner Vorstellung von der liebevollen, gelassenen, und freudigen Mutter existierte. Dabei hatte ich eine unvorstellbar große Sehnsucht danach, Elternschaft genau so erleben zu dürfen. Die Beziehung mit und zu meinen Kindern genau so zu gestalten.

Da ich die Umstände nicht ändern konnte und meine Kinder nicht verbiegen wollte, blieb nur eine Blickrichtung übrig. Die zu mir. Wie komme ich dem nahe? Wer will ich als Mama denn wirklich in meiner Lebenrealität sein?

Heute kann ich sagen, dass hier trotzdem nicht jeden Tag rosa Zuckerwattewolken durch die Luft schweben. Es gibt neben viel Liebe, Spaß und Freude auch mal Motztage und Rückzug. Manchmal bin ich impulsiv und wütend. Doch das wirklich Großartige daran ist, mich nicht mehr dafür zu verurteilen. Ich kann hinschauen, für mich sorgen, milde mit mir und mit den Kindern sein.

Das Wissen des Emotionscoachings gibt mir die Macht, selbstwirksam für mich und meine Familie zu sein. Und ich möchte es anderen Eltern verfügbar machen. Ich kann den Druck und den Schmerz durch die Arbeit in den Thementischen für lavanja sehen. Darüber hinaus sehe ich es auch in meinem Umfeld. Bei so vielen Eltern. Auch ohne Kind mit Behinderung. Egal ob eins oder zwei oder vier. Ob alleinerziehend, in der vermeindich intakten Familie oder ganz neuen Strukturen.

Ich sehe dich. Als Elternteil. Zwischen Herausforderung und Anspruch. Als Mensch.

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